Exkursion zu den Schwalmterrassen am 10.09.2012



1. Großräumliche Einordnung

Die Rheinterrasse/Hauptterrasse wurde von der Schwalm auserodiert, wobei die Schwalm wieder eigenständige Terrassenstufen innerhalb der Hauptterrasse des Rheins bildet.

 
Beweis für die Zugehörigkeit zur Hauptterrasse:
  • stark gerundete Ablagerungsgesteine (überwiegend Kieselsteine = Quarz = Silizium Dioxid)

    Quarz ist kein Gestein des Niederrheins. Es ist aber an mehreren Stellen zu finden, z.B. in den Graniten des Schwarzwaldes und der Vogesen, aber auch eingelagert in den Schiefern des Taunus (Taunusquarzit). Dennoch müssen die hier vorgefundenen Ablagerungen mehrere 100km durch den Rhein transportiert worden sein. Ein anderer durch unseren Heimatbereich fließender Fluss kann sie nicht herantransportiert haben, weil sein Einzugsbereich nicht in einem Gebiet mit quarzhaltigem Gestein liegt.
    Quarzgesteine (Härte 7) sind besonders widerstandsfähig und können in Flüssen über 100km transportiert werden ohne sich dabei aufzulösen. Das Schiefergestein von der Eifel/Mosel und Hunsrück (Rheinisches Schiefergebirge) würde sich bei langem Transport durch den Fluss in kleine Tonpartikel auflösen. Fester Sandstein wird beim Flusstransport in Sandkörner aufgelöst. Die hier gefundenen Grauwacken entstammen dem Rheinischen Schiefergebirge (400 Mio. Jahre) und müssen, als sie vom Rheinwasser erfasst wurden, große Gesteinsbrocken gewesen sein, welche bei uns am Niederrhein nur noch in Faustgröße oder kleiner, jedoch stark abgerundet ankommen.

    2. Blick in die Landschaft (geomorphologische Forschung)

    Dieser Auenwald ist das Überschwemmungsgebiet der Schwalm. Es folgt die Niederterrasse der Schwalm (Maisfeld), welches deutlich niedriger liegt als die Mittelterrasse der Schwalm. In südlicher Richtung können wir die Hauptterrasse sehen.

     
    Zweiter Standort: Terrassenstirn unter der Mittelterrasse (bodenkundliche Forschung)
    An der Terrassenstirn (Terrassenrand) können wir den Bodentyp der Braunerde sehr deutlich erkennen, die Horizonte werden deutlich:
  • humushaltige, stark von organischem Material durchsetzter A-Horizont, mit verwittertem und verwurzeltem Werk. Die organische Substanz in diesem Horizont bewirkt eine Dunkelfärbung.
  • Der nächstfolgende B-Horizont hat eine mittlere Braunfärbung (heller als der A-Horizont). Der B-Horizont kommt zustande durch einsickerndes Humusmaterial des A-Horizontes.
  • Der C-Horizont ist hell und wurde von den organischen Substanzen des A-Horizontes noch nicht erfasst. Er besteht somit aus unverwittertem Ausgangsgestein, an unserem Standort, also aus unveränderten Rheinablagerungen.

    Der Einsickerungsprozess kommt zustande durch unser humides Klima. In ariden Gebieten erfolgt, durch die Austrocknung der Böden, eine Mineralbewegung von tiefergelegenen Schichten an die Erdoberfläche. Braunerden sind somit ein Produkt humider Regionen, die von dichter Vegetation bestanden sind. Die dunkle Humusschicht im A-Horizont bewirkt für die Landwirtschaft eine gute Nutzbarkeit des Bodens. In unserem Standort ist der A-Horizont von einer ca. 10cm mächtigen Schwemmschicht überlagert, welche durch Niederschläge bei starker Hangneigung zustande kommt. Der A-Horizont ist ca. 20cm mächtig. Der B-Horizont ca. weitere 20cm, ein klarer Übergang zwischen B- und A-Horizont ist in ca. 50cm Tiefe noch nicht auszumachen.

    Bei der Erforschung von Bodenarten ermittelt man die Korngröße des Bodens.
    Es gibt vier verschiedene Korngrößen:
  • Kies (>2mm Korngröße)
  • Sand (>0,063mm)
  • Löss/Schluff/Silt (0,002-0,063 mm)
  • Ton (<0,002 mm)

  • Eine tonige Korngröße ist mit bloßem Auge nicht sichtbar. Zerreibt man Ton zwischen den Fingern, kann man nur ein Tonklümpchen, bestehend aus Tausenden von einzelnen Körnern, erfühlen. Löss (Silt) hat Staubgröße, das heißt ein einzelnes Korn ist mit bloßem Auge sichtbar, jedoch nicht zwischen zwei Fingern spürbar. Ein einzelnes Sandkorn ist deutlich sichtbar und fühlbar. Gleiches gilt für Kiesgröße.
    Wir befinden uns hier im Gebiet, welches im Hinblick auf Bodenarten, aus Sandlöss besteht, das heißt die überwiegenden Bestandteile sind Löss, welcher jedoch stark mit Sand durchsetzt ist. Der Anteil der kiesigen Gemengteile beträgt ca. 10%. Sand und Kies wurden vom Rhein abgelagert, die Gemengteile aus Löss sind überwiegend weichseleiszeitliche, äolische (von der Luft angewehte) Gemengteile.

    Dritter Standort: Maisfeld der Niederterrasse (Erforschung der Bodenart)
    Eine Bodenprobe bis ca. 15cm Tiefe hat trotz an der Oberfläche liegender Quarzkiese, welche vom Rhein abgelagert worden, ergeben, dass wir uns im Bereich der weichseleiszeitlichen Lössablagerung befinden. Die Bodenprobe bestand zu ca. 80% aus Löss. Die Flussablagerungen des Rheins, hier jüngere Hauptterrasse, wurden von weichseleiszeitlichen Lössablagerungen überlagert (vgl. Atlas S.36). Beim pflügen wühlt der Bauer die Rheinablagerungen wieder auf, sodass Rheinkiesel (Quarz) an der Oberfläche zu finden sind.